Die Zecken auf dem Vormarsch
Dr. med. Ulf Werner
Die Borreliose wird durch eine Bakterienart ausgelöst, die zu den Spirochäten gehört. Wir wissen, dass Spirochäten prinzipiell ganz verschiedene Krankheitssymptome auslösen können, ohne dass man zunächst an Borreliose denkt. Man muss einige Erfahrung haben, um alle möglichen Symptome im Blick zu haben und um die richtige Diagnose zu stellen.
Viele Menschen befürchten das Schlimmste, wenn sie von einer Zecke gebissen werden. Wie gefährlich sind sie wirklich, diese kleinen Tiere? Kann ich noch unbesorgt in meinen Garten gehen? Manche Befürchtungen sind real, manche übertrieben. Durch unser wärmeres Klima treten Zecken vermehrt auf. Bei höheren Temperaturen stechen die kleinen Tiere gerne zu, aber Achtung, sie können schon ab 7° C aktiv werden, d. h. sie können zu allen Jahreszeiten Krankheiten übertragen. Zecken lieben warmes Klima und feuchte Umgebung.
In Hannover und Umgebung sind ca. 32% aller Zecken mit Borreliose Erregern durchseucht. Borrelien werden von der Zecke erst nach ca. 18 – 20 Std. saugen übertragen.
Als erstes entsteht nach einigen Tagen eine Wanderröte, ein Erythma migrans, welches sich kreisförmig ausbreitet und nach einigen Tagen wieder abblasst. Ein untrügliches Zeichen, dass Borrelien im Köper des Menschen eingedrungen sind. In diesem Stadium muss mit einem Antibiotikum behandelt werden. Wenn die Wanderröte abgeblasst ist und keine Behandlung erfolgte, kann nach einiger Zeit eine Borreliose-Krankheit entstehen. Die Borreliose Bakterien neben häufig auftretende Gelenkerkrankungen auch andere Erkrankungen auslösen, z. B. Nierenerkrankungen, Darmentzündungen oder auch Herzerkrankungen. Eine gefürchtete Variante ist die Neuroborreliose mit Befall der Hirnhäute, des Gehirns oder auch einzelner Nerven.
Da fast die Hälfte aller Patienten, die an einer Borreliose erkrankt sind, sich nicht an einen Zeckenstich oder ein Wanderröte erinnern können, ist das Erkennen der Krankheit nicht ganz einfach. Eine spezielle Labordiagnostik und die richtigen Antibiotika sind Voraussetzung zur Diagnose und Behandlung der Borreliose.
Die Spät-Neuroborreliose kann nur mit speziellen Untersuchungsmethode bewiesen werden, nicht mit den normalen, aus dem Blut gewonnen Antikörpern.
Wenn man sicher sein will, ob die Zecke, von der man gestochen wurde, Borrelien überträgt, kann die Zecke selbst auf Borrelien untersucht werden.
Neben der Borreliose übertragen die Zecken auch die Früh-Sommer-Meningoenzephalitis (FSME), die in Süddeutschland, besonders im Schwarzwald, aber auch in bestimmten Gebieten von Hessen und in Mecklenburg-Vorpommern vorkommt. In Niedersachsen sind erst vereinzelte Fälle aufgetreten. Das Ausbreitungsgebiet der FSME, einer Krankheit, die bis vor einigen Jahren nur südliche des Maines auftrat, breitet sich immer weiter aus.
Eine „Impfung gegen Zecken“ gibt es natürlich nicht. Bis heute kann man nur gegen die FSME impfen. Es gibt bestimmte Substanzen, die, wie bei Mücken, die Zecken abwehren. Die besten Substanzen wirken allerdings nur höchstens 4 Stunden.